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Bemerkungen zu den Minen und zum Erztransport im Kaer Simolda




Auszüge aus den Abenteuern der Drachenfreunde

... Kurz hinter der zerstörten Tür rückten die Seiten des Tunnels auseinander, auch die Decke war erheblich höher. Telsek sah sich um. Der Boden war immer noch ziemlich eben und teilweise mit Steinplatten ausgelegt. Die Wände wiesen jedoch fast keine Anzeichen einer Bearbeitung auf, es handelte sich offensichtlich um eine natürliche Höhle. Wellenförmige Auswaschungen wiesen auf einen früheren unterirdischen Fluß hin, von dem noch etwas übrig sein mußte. In einiger Entfernung hörte Telsek ein leises Rauschen. Ungefähr eine Elle oberhalb seines Kopfes waren dunkle Öffnungen zu sehen, die in unregelmäßigen Abständen die Wände durchbrachen.
Telsek befürchtete, daß irgend etwas daraus auf ihn herabstürzen könnte. Er zog sich am Rand eines der Löcher hoch und warf einen Blick hinein, die Fackel zwischen den Zähnen. Es sah so aus, als handelte es sich um einen Einstieg zu einem in den Fels geschlagenen Schacht. Am unteren Rand befanden sich sogar zwei Stahlösen, vielleicht um eine Strickleiter zu befestigen. Wenn seine bisherigen Vermutungen stimmten, konnte es sich wirklich um eine Zwergenmine handeln, aber es ließ sich nicht feststellen, ob sie noch betrieben wurde. Für den Troll war das Loch zu eng, um hineinzukriechen und genauer nachzusehen und außer dem Rauschen des Wassers war kein Geräusch zu hören. Also würde er noch mehr aufpassen müssen und mit einem Überfall von oben rechnen.

Die Höhle mit den Schachtöffnungen zog sich noch einige hundert Schritt hin und endete schließlich am Ufer eines Flusses, der sich hier zu einer kleinen Bucht weitete. Das Wasser war dunkel und kalt, aber klar, wie sich Telsek beim Schöpfen überzeugte, so daß er trank und dann seinen Wasserschlauch nachfüllte.
Neben der Höhle lagen einige eigenartig rechteckige Steine auf dem flachen Felsufer, jeder etwa vier Ellen lang und halb so breit, an den Seiten hatten sie eine Art Rahmen von einer halben Elle Höhe. Sie sahen fast wie Flöße aus - aber aus Stein? Der Troll sah sie sich näher an, hob eine der Platten auf. Sie war wirklich nicht schwerer als Holz, der dunkle Stein wirkte wie erstarrter Schaum. So etwas hatte Telsek noch nie gesehen, aber ihm fiel ein Märchen aus seiner Kinderzeit ein, das von einer großen schwimmenden Insel handelte. Vielleicht war es so etwas gewesen. Egal. Wenn er nicht in dem eiskalten Wasser schwimmen wollte, war so ein Steinfloß die einzige Möglichkeit weiterzukommen. Der Uferstreifen reichte nicht sehr weit und Telsek sah keinen Tunnel, der weiterführte. Also legte er die Steinplatte behutsam auf das Wasser. Sie schwamm wirklich.
Telsek watete einige Schritte in den Fluß und setzte sich dann vorsichtig auf das Floß. Es schaukelte bedrohlich und als dem Krieger einfiel, daß er vielleicht nach einer Stange zum Steuern hätte suchen sollen, hatte ihn die Strömung schon erfaßt und trieb das unsichere Gefährt kreisend und schlingernd davon.

Die erste Zeit ging alles gut, obwohl Telsek Mühe hatte, sich an den Seiten des Floßes festzuklammern - seine Finger wurden im kalten Wasser schnell steif. In jeder Biegung stieß das Floß mit einer Ecke oder Kante gegen die Felsen und der Troll mußte aufpassen, daß seine Hände nicht gequetscht wurden. Immer wieder schwappte Wasser über das Floß und die Fackel mußte Telsek wieder zwischen die Zähne nehmen, als er merkte, daß nur eine Hand zum Festhalten nicht ausreichte.
Dann rückten die Wände näher zusammen und die Strömung nahm zu. In einer Kehre stieß das Floß so heftig gegen das Ufer, daß Telsek sich nicht mehr halten konnte. Die Steinplatte rutschte unter ihm weg und er landete im eiskalten Wasser. Der Schock war zum Glück nicht so groß, weil seine Kleidung sowieso schon durchnäßt war, aber dennoch überfiel ihn Panik. Die Strömung zerrte an ihm und der Fluß schien endlos tief zu sein. Strampelnd und prustend kam Telsek wieder an die Oberfläche und versuchte, mit schmerzenden Lungen zu Atem zu kommen.
Die Dunkelheit und die Kälte würde er nicht lange durchhalten, das wußte er. Er prallte gegen eine aus dem Wasser ragende Felsnadel und bemühte sich festzuklammern, doch der Versuch mißlang. Jetzt konnte er nur hoffen, sich so lange über Wasser zu halten, bis er durch puren Zufall an so etwas wie ein begehbares Ufer stieß. Also schwamm er mit dem Fluß, paßte sich dessen Bewegung an und betete zu Thystonius um Kraft.
Die Strömung wurde stärker und in der Dunkelheit voraus wurde ein Rauschen immer lauter, das nur einen Schluß zuließ: Telsek trieb auf einen Wasserfall zu. Er versuchte, sich mit den zerschundenen Händen an den Wänden festzuhalten, aber das Wasser riß ihn unerbittlich weiter. Der Troll kämpfte seine Panik nieder und bereitete sich auf das Unvermeidliche vor. Plötzlich spürte er, wie die Wände zurückwichen. Bei dem Versuch, sich im strudelnden Wasser in eine günstige Richtung drehen, stieß sein Fuß gegen einen Fels, der kurz unter der Wasseroberfläche lag.
Das war seine Chance. Telsek stieß sich mit aller Kraft ab. Das Wasser verschwand gurgelnd und brausend unter ihm in der Tiefe und er konnte nur hoffen, daß sein Sprung ihn außer Reichweite des Sogs brachte und nicht in allzu große Tiefe ging. Bevor ihm jedoch richtig klar wurde, was bei seinem Sturz alles schiefgehen konnte, prallte Telsek auf festen Boden. Sein Sprungtalent bewahrte ihn vor schweren Verletzungen; er federte den Aufprall mit den Knien ab und rollte sich dann über die Schulter ab. Allerdings stieß sich der Troll seinen Kopf an einem scharfkantigen Stein und die Riemen des Rucksacks rissen wieder.
Stöhnend kam Telsek auf dem felsigen Untergrund zu sitzen, wischte sich das Blut aus den Augen und wartete, daß sich sein Herz beruhigte. Er lebte noch. Nach ein paar Minuten hatte sich Telsek wieder gefangen. Er tastete nach seinem Rucksack, der diesmal direkt neben ihm lag, und griff hinein. Ein Lächeln stahl sich über sein Gesicht - diesmal mußte er den Zauberkundigen doch dankbar sein, die das Gewebe wasserdicht gemacht hatten. Eine Fackel fand sich, auch Stahl und Feuerstein, und alles war, den Passionen sei Dank, noch trocken. Allerdings war das die letzte Fackel; er mußte also vorsichtig sein. Telsek entzündete die Fackel und sah sich um. Er stand in einer runden Grotte. Der unterirdische Fluß ergoß sich aus einigen Schritt Höhe in einen kleinen See, dessen Abfluß nicht sichtbar war. Wahrscheinlich lag er unter dem Wasserspiegel.
Rechts neben dem Wasserfall führte in etwa fünfzehn Ellen Höhe ein Tunnel in die Felswand, der offensichtlich künstlich angelegt war. Telsek runzelte die Stirn - so etwas hatte er noch nie gesehen. Quer durch den Wasserfall war ein Netz gespannt, das sich zum Tunnel hin absenkte. Darauf landeten also die Flöße. Wenn er sich einfach hätte fallen lassen, wäre er nach ein paar Ellen im Netz gelandet und dann in den Seitengang gerutscht. Und das Netz sah aus, als hätte es ihn auch gehalten, einige der Seile waren neu. Jemand mußte es regelmäßig überprüfen - also gab es Namensgeber in der Nähe. Ein kurzer Blick zeigte Telsek, daß es ihm kaum möglich sein würde, an der feuchten und schlüpfrigen Wand zum Seitengang hochzuklettern. Aber auf Höhe des felsigen Seeufers führte ein weiterer, gewundener und niedriger Tunnel in die gleiche Richtung weiter.
Der Troll wusch sich das Gesicht im See, schulterte seinen Rucksack so gut es ging und machte sich mit eingezogenem Kopf auf den Weg. Nach achtzig Schritten erweiterte sich der Gang so, daß er sich wieder aufrichten konnte - und der Troll stand staunend vor einem Tor aus poliertem schwarzem Holz, in das Runen aus Orichalkum eingelegt waren. Er machte einen Schritt darauf zu und hob die Hand um anzuklopfen...

... Die Gefährten benutzten ebenfalls die Bimssteinflöße, um dem unterirdischen Fluß zu folgen, hatten jedoch mehr Glück als Telsek. Und außerdem Magie als Hilfe.
Während der immer schneller werdenden Fahrt brüllte Will, dessen Floß gefährlich tief im Wasser lag, zu dem vor ihm treibenden Elf hinüber: "Das kann nicht der übliche Weg sein. Es wäre viel zu gefährlich."
Dryan nickte und hielt sich an dem rauhen Stein fest, der auf eine leichte Gewichtsverlagerung gerade mit einer Drehung reagierte.
"Und außerdem kommt man so nicht zurück", erwiderte er. "Da vorne ist ein Wasserfall."
Die beiden bereiteten sich auf den Sturz vor, um im richtigen Moment einen Zauber auszusprechen. Dann kippten die Flöße über die Kante und völlig überrascht landeten Will und Dryan mit den Steinplatten im Netz, das unter dem Obsidianer bedenklich nachgab. Ehe sie jedoch einen klaren Gedanken fassen konnten, rutschten sie über die Schräge in den steilen Seitengang. Will überschlug sich einmal, stemmte dann die Füße gegen den Untergrund und kam zum Halten. Dryan rollte gegen ihn und dankte den Passionen, daß nicht er als erster in den Gang gerutscht war. Die Flöße verschwanden auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe.
Vorsichtig richtete sich Will auf und stemmte sich mit Rücken und Füßen quer in zwischen die Wände der Rutsche. Dryan setzte sich neben ihn; zum Stehen war der Gang sowieso zu niedrig. Dann atmeten die beiden erst einmal auf und sahen sich um - glücklicherweise hatte der Magier den Lichtquarz festhalten können. Sie saßen wirklich auf einer Rutsche. Wände und Decke waren nur grob aus dem Fels geschlagen, der Boden dagegen war poliert und gekehlt.
"Das kann wirklich nicht der richtige Weg sein", meinte Will und begann plötzlich zu lachen, so daß Dryan schon befürchtete, daß sein Freund und damit auch er abrutschen würde.
"Ich glaube, wir haben den Erztransportweg gefunden. Wenn wir Pech haben, wartet da unten ein Schmelzofen auf uns."
Dryan zog tief die Luft ein und schüttelte dann den Kopf.
"Ein Feuer unter uns würde zu riechen sein. Aber sonst hast du recht. Ich schwebe mal tiefer, um mir das Ganze anzusehen. Wenn es sicher ist, kannst du ja loslassen."
"In Ordnung", sagte Will und verschränkte die Arme. "Aber beeil dich, sonst schlafe ich hier noch ein. Es ist inzwischen fast Mitternacht und wir hatten nicht gerade einen leichten Tag."
So gut es ihm möglich war schwebte der Magier kopfunter die Röhre entlang. Bald sah er, daß auch dieser Weg versperrt war. Nach einem Dutzend Schritten fiel der Schacht senkrecht ab und endete an einem groben eisernen Gitter. Darunter war in dämmrigem Licht eine Halde aus aufgeschüttetem Gestein und Erzbrocken zu erkennen. Wenn sie das Gitter nicht zerstören wollten, kamen sie hier nicht weiter, was Dryan ausgesprochen ärgerlich fand. Telsek war jedenfalls wahrscheinlich nicht hiergewesen.
Mühevoll drehte sich der Elf in dem engen Schacht um und konnte nicht umhin, trotz seiner Enttäuschung über die erneute Sackgasse die einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion der Kaerbewohner zu bewundern. Der Übergang des Schachtes in die Senkrechte war so abgerundet, daß die Flöße hochkant herunterfielen. Was an Erz noch darauf lag, fiel durch den Rost und das Floß rutschte dann in einen Schlitz neben dem Gitter. Allerdings mußten die Flöße später wieder hinauf zu den Minen gebracht werden. Doch diesen Weg hatten sie leider nicht gefunden...



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