Der Wald von Jis




Der Wald von Jis ist, ebenso wie die Almal ein Solitär, ein Wesen, das nur ein einziges Mal existiert, aber dafür seine "Körperteile" unabhängig agieren lassen kann. Was ein Teil weiß, weiß der ganze Solitär, was einem Teil geschieht, geschieht allen.
Als die ersten Singenden auftauchten, betrachtete Jis sie mit vorsichtiger Neugier. Leider bemerkten nur wenige, daß es sich bei dem Wald um ein einziges denkendes und fühlendes Wesen handelte und so kam es zu bösen Auseinandersetzungen. Währenddessen lernte Jis, daß er dem Fällen oder Abbrennen von Bäumen nicht materiell, dafür aber klanglich ausweichen konnte. So schuf er sich im Laufe von Jahrtausenden ein "alter ego" im Klangraum. Diese Fähigkeit haben übrigens (rein prinzipiell und rudimentär - darauf beruhen die Rufe von Geistern oder Klangechos) alle Singenden, aber niemand außer Jis kann den Weg auch umgekehrt beschreiten: Aus dem Klangraum heraus wieder materiellen Körper gewinnen. Und niemand außer Jis kann sich im Klangraum weiterentwickeln.
Jis existiert also gewissermaßen zweimal und ist in der Lage, die eine Seite mit Hilfe der anderen zu rekonstruieren oder sich im Notfall auch auf eine der Seiten zurückzuziehen.
Die Mißverständnisse mit den anderen Singenden nahmen im Laufe der Zeit nicht ab, zumal auch der Wald (immer noch nicht) versteht, daß es sich bei den meisten Kreaturen, die ihm begegnen, um einzelne Individuen handelt. In vielen Fällen zog Jis sich zurück und überließ den gewöhnlichen Pflanzen das Feld.
In den letzten Jahrhunderten vor dem letzten Großen Unheil kam noch dazu, daß die L'renes (eines der kriegerischsten Versunkenen Völker) feststellten, daß das Holz des Waldes sich hervorragend eignet, um Klangwaffen herzustellen. Das führte zu einem langanhaltenden Krieg, der erst durch das letzte Große Unheil beendet wurde, das nicht nur die L'renes, sondern auch den gesamten materiellen Teil des Waldes auslöschte.
Nach dem GU versuchte Jis, wieder auf Âzârâïs Fuß zu fassen, aber bis auf einen kleinen Fleck Erde auf der Insel Ceren'n war ein spezielles Mineral, daß die Bäume benötigen, überall zersetzt worden.
Inzwischen hat Jis den gesamten Platz, der ihm noch zur Verfügung steht, überwuchert. Er weiß, daß in Der Tiefe immer noch die Überreste von Versunkenen Völkern zu finden sind und daß gerade auf Ceren'n sehr viele Einstiege zu finden sind.
Jis ist inzwischen so verbittert, daß er nur wenige Singende in seinem Inneren duldet. Niemand sollte es wagen, selbst ein abgefallenes Blatt an sich zu nehmen.
Nur die Sprecher von Jis, die ihre Festung in der kleinen Stadt Migith haben (die wiederum nur existiert, um die Festung zu erhalten und zu versorgen), dürfen das Holz, das der Wald freiwillig hergibt, schlagen und verarbeiten. Ab und zu gibt Jis auch ein paar (meist kryptische) Informationen aus dem Klangraum weiter. Im Gegenzug verteidigen die Sprecher der Wald mit ihrem Leben, suchen nach alten Artefakten aus Jis-Holz, um sie zurückzubringen und unterhalten den Wald, wenn er es wünscht.
Körperteile: Die Bäume von Jis. Die Höhe im Inneren des Waldes beträgt bis zu 60 m (einige sogar doppelt so hoch), zum Rand hin sind sie kleiner. Die Rinde der Bäume ist glänzend dunkelblau, sehr glatt und nicht zu besteigen. Im Gegensatz zu den "moderneren" Pflanzen ist das Laub von Jis sibrig-grau.
Fähigkeiten und Beschränkungen: Die Bäume sind stationär, auch wenn man immer das Gefühl hat, daß sie hinter einem zusammenrücken. Der Wald strahlt für alle Ringangehörigen, die Klänge analysieren können, eine kalte Feindseligkeit aus.
Jede Beschädigung eines Baumes, ja sogar das Aufnahmen eines abgebrochenen Zweiges wird als Angriff gewertet.
In diesem Falle reagieren die Bäume sofort: Der Angreifer und alle Wesen in Sichtweite werden von Blättern umhüllt, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen, und dann, etwas langsamer, von Ästen und Wurzeln durchwuchert. Alle eventuell versuchten Klangäußerungen werden einfach unterdrückt, indem der Wald die passende Gegenschwingung erzeugt.
Die Bäume sind sehr feuerempfindlich und das Holz läßt sich mit einer scharfen Axt leicht bearbeiten. Aber niemand, der es seit ein paar Tausend Jahren ausprobiert hat, hat es überlebt.




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