Prolog




Holz, Holz, Holz …
Es hämmerte schmerzhaft in seinem Kopf, immer wieder dieses eine Wort. Was bedeutete es nur?
Die knarrende Stimme fragte wieder: "Wo ist das Holz? Wie kann …?"
Er verstand den Rest nicht mehr, das Rauschen in seinen Ohren übertönte alles, sogar seinen eigenen Schrei, als seine Rippen unter einer unsichtbaren Faust brachen und sich die Splitter in die Lunge bohrten. Er wäre zu Boden gesunken, wenn ihn die Fesseln nicht aufrecht an der kalten Wand gehalten hätten. Doch das war nicht das Schlimmste.

Seit seiner Geburt kannte er den Schmerz, er gehörte zu ihm wie seine eigene Haut. Er hatte geglaubt, alles ertragen zu können. Sein Kerkermeister hatte ihn eines Besseren belehrt. Und außerdem …
Da war es wieder, das grelle Licht, aus dem die Stimme sprach. Er hob blinzelnd die Augen, die sich mit Tränen füllten. Das hier war noch schlimmer als der Schmerz.
Zu seinen Füßen wand eine junge Windlingsfrau, genauso eng gefesselt wie er selbst.
Aus der blendenden Helligkeit sprach jemand: "Du weißt, was geschieht. Sag mir endlich, was ich wissen will!"
Die Frau sah ihn flehend an, dann schrie sie schrill auf, als eine braune Hand aus dem Licht griff und ihr einen der schillernden Flügel aus dem Leib riß. Er wollte die Augen schließen, den Kopf abwenden, aber der magische Befehl hielt seinen Blick fest.
Die knarrende Stimme übertönte das Wimmern: "Das Holz!"
Der nächste Flügel. Der nächste Schrei.
Dann zischte es. Der Geruch von verbranntem Fleisch und ein weiterer Schrei der Frau erfüllten die kleine Zelle.

Mitleid. Seine große Schwäche. Das Mitleid fraß ihn auf. Eigentlich hätte er keines haben dürfen. Das entsprach nicht seinem Wesen, seiner Herkunft. Wie hatte die Stimme das nur herausfinden können?
Holz, Holz, Holz …
Wenn er nur wüßte, was die Stimme wollte, würde er es ihr doch sagen …
Wenn er doch nur irgendwann schlafen konnte … Wie war eigentlich sein Name gewesen?



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