Prolog




Er war wütend. Sehr wütend. Der Zorn lief in kleinen Flammen über seine Haut.
Selten hatte er sich seit seiner Ankunft auf dieser Welt so geärgert. Bisher hatten ihm diese unbedeutenden Wesen viel Spaß gemacht - so schwach, daß sie keine ernsthafte Bedrohung für ihn darstellen konnten und doch immer noch so vermessen, daß sie glaubten, sich wehren zu können. Kleine nette Spielzeuge, die ihm und seinen Geschöpfen Nahrung und Vergnügen lieferten: das Fleisch für seine Kreaturen und für ihn: Die Qual und die Angst, den Schmerz und den Schrecken.
Jetzt lachten diese Winzlinge bestimmt über ihn. Sein Name wurde nicht mehr nur furchtsam geflüstert. Sein Ruf war zerstört.
In jeder Taverne in der Umgebung brüsteten sich diese überheblichen, aufgeblasenen Möchtegern-Helden mit ihrem Verbrechen, wie ihm seine Spione berichtet hatten. Dieses Gesindel, das seine Lieblinge getötet, zerstört, vernichtet hatte, war auch noch stolz darauf und ließ sich feiern. Es würde lange dauern, bis er neue geschaffen und abgerichtet hatte. Und es würde sehr lange dauern, bis er diese Demütigung verwunden hatte.
Es gab nur eine Möglichkeit: Rache. Dieser Abschaum mußte büßen, lange und grausam. Langsames, qualvolles Töten - darin hatte er Erfahrung. Seine roten Augen glühten auf. Er mußte sie nur in seine Nähe bekommen.
Und dann mußte er seinen Namen reinwaschen von der Schande. Etwas so Großes und Entsetzliches tun, daß sich die Namensgeber auch noch nach der nächsten Plage in ihren Legenden an ihn erinnerten. So furchterregend wie Verjigorm, der Jäger der großen Drachen, wollte er sein.
Es sah so aus, als ob der Moment gekommen wäre, beides zu verbinden. Diese Vermessenen würden keine Gelegenheit bekommen, ihn ein zweites Mal zu erniedrigen. Wenn er vorsichtig und geschickt vorging, konnte er ein so feines und tödliches Netz spinnen wie seine toten Lieblinge. Die Spione würden die Fäden ziehen und auf jedem möglichen Weg eine Falle auslegen. Und er müßte nur in der Mitte des Netzes sitzen und im richtigen Moment die Schlinge zuziehen.

Ein böses Lächeln glomm in seinem Gesicht auf. Diese Nichtswürdigen würden schon sehen, was es hieß, einen Dämon zu erzürnen.



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