2. Kapitel


Schatten in der Nacht




Als die Sonne aufging, war Telsek ausnahmsweise bereits wach und prüfte seine Ausrüstung. Ab und zu streifte sein Blick das Kästchen, das in das graue Tuch gehüllt harmlos auf dem kleinen Tisch stand. Er weckte seine Gefährten. Auch der Elf und der Obsidianer sahen zuerst nach dem Bündel, aber über Nacht hatte sich nichts verändert. Der Stoff schien die von der Kiste ausgehende Kälte abzuhalten.
Etwa zwei Stunden später war alles gepackt, die Waffen geschärft und die Zaubermatrizen vorbereitet. Die Versicherung des Fremden, daß unterwegs keine Gefahren drohten, hatte keinen überzeugt und die Gefährten wollten auf alles vorbereitet sein. Dryan hatte das geheimnisvolle Bündel in seinen Zauberbeutel gesteckt, der das Gewicht seines Inhaltes aufhob. Das in Kristall eingeschlossene Buch der blauen Geister und die Drachenstatuette würden wahrscheinlich keinen Schaden von der leichten Temperatursenkung davontragen.
Der Elf seufzte. Irgendwann mußte er jemanden finden, der ihm Näheres über diese beiden Gegenstände sagen konnte. Vor allem das Buch enthielt dem Anschein nach unschätzbares Wissen, falls irgendwer auf dieser Welt noch die Weisheit besaß, es zu lesen.
Jedenfalls brauchte so niemand mit dem Kästchen in Berührung kommen, das beim Einpacken außerdem wirklich zu schwer für seine Größe wirkte.
Im Gastraum ließen sich die drei ein ausgiebiges Frühstück kommen und bestellten zusätzlich noch Proviant für unterwegs. Während des Essens versuchten sie sich über den Weg, den sie nach Norden einschlagen würden, zu einigen.
„Durch Throal ist am sichersten. Keine Dämonen, keine Monster", meinte Telsek. In den Minen kannte sich allerdings keiner richtig aus, seit der Zwergenmagier Dwalin nicht mehr bei ihnen war. Der Termin in zwanzig Tagen war ziemlich knapp und nicht einzuhalten, wenn sie sich verirrten. Den wichtigsten Einwand hatte Will. „Ihr wißt doch, daß ich nach einer Weile unter der Erde immer starrer werde. Nach drei Tagen müßtet ihr mich dann wohl tragen," meinte er mit seinem trockenen Humor. Sogar Dryan mußte grinsen, als er sich vorstellte, wie er sich mit einem graublauen, steinschweren Bündel auf dem Rücken durch die Tunnel quälte.
„Und über die Berge?" fragte der Obsidianer. „Mit ein paar Levitationszaubern oder Himmelsleitern dürfte das kein allzu großes Problem werden."
„Ihr Zauberkünstler habt immer gut reden. Zaubern wir einfach ein bißchen." Telsek klang noch grummliger als sonst. „Das letzte Mal bin ja auch bloß ich abgerutscht. Ich hab es satt, ständig mit abgeschürften Knien hinter euch schwebenden Typen her zu klettern."
Will wandte ein: „Wir können dich doch auch..." Doch Dryan schüttelte den Kopf. Irgendwie konnte er den Troll verstehen. Auch ihm würde es nicht gefallen, immer auf die Hilfe der anderen angewiesen zu sein. Der große, starke Krieger mußte sich ständig wie ein hilfloses Kind vorkommen.
„Laßt uns am Fuß der Berge entlang gehen. Das ist zwar nicht der kürzeste und auch nicht der aufregendste Weg, aber wir werden im Grasland ganz gut vorankommen." Der Elf fand wie so oft den besten Kompromiß. Nach kurzen Beratschlagen verwarfen die Gefährten die Idee, Pferde zu kaufen, da es fraglich war, ob die Tiere auf der ganzen Strecke versorgt werden könnten. Wenn alles glatt lief, würden sie nach ihren bisherigen Erfahrungen fünfzehn oder sechzehn Tage zu Fuß für den Weg brauchen. Und sich vermutlich wieder fürchterlich langweilen.

Zwei Stunden später befand sich die kleine Gruppe auf dem schmalen Pfad, der sich an den Throalischen Bergen entlang nach Nordwesten zog. Der Weg schien nicht allzu oft benutzt zu werden und war im dichten Gras mitunter kaum zu erkennen. Aber auch, wenn sie den Pfad verlieren sollten, war die Richtung nicht zu verfehlen, solange sie sich an den Ausläufern des Gebirges hielten.
Langsam versiegten die Gespräche und die Routine des Reisens stellte sich ein. Will ging vorneweg wie meistens am Tag, nachts übernahm dann normalerweise Dryan die Führung, weil seinen scharfen Elfenaugen auch mit den geringsten Lichtmengen auskamen. Telsek sicherte die Gruppe hinten und hatte schon so manchen, der sich leise anschleichen wollte, mit einer kurzen und wirkungsvollen Attacke überrascht.
Der Tag verging. Mittags hielten sie eine kurze Rast und als die Sonne rot den Horizont berührte, hatten die Gefährten etwa fünfundzwanzig Meilen zurückgelegt, ihre übliche Tagesstrecke. Gerade, als sie sich überlegten, ob sie ihre Decken gleich neben dem inzwischen fast verschwundenen Weg ausrollen sollten oder besser doch noch bis zu einigen Hügeln am Gebirgsrand gehen sollten, um dort einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen, bemerkte Will, daß sich von Westen eine bedrohliche Wolke näherte.
„Es wird ein Gewitter geben", sagte er. „Laßt uns lieber in den Hügeln nach einer Höhle oder etwas ähnlichem suchen." Telsek hob die Hand und beschattete die Augen, als er in die Richtung der tiefstehenden Sonne blickte. „Keine Chance. Das schaffen wir nicht, das kommt..." Plötzlich ließ er die Hand sinken. Will und Dryan sahen sich nach ihm um und stellten fest, daß die graue Haut des Trolls fast weiß aussah.
„Was hast du, mein Freund?", fragte Dryan. Er konnte sich nicht erinnern, daß der Krieger jemals Angst gezeigt hatte, selbst wenn er Dämonen gegenübergetreten war. Der Magier sah nach der Wolke, die sich inzwischen genähert hatte und den roten Horizont fast verdeckte. Jetzt erkannte er, was Telsek so aus der Fassung gebracht hatte: Die Wolke brachte kein Gewitter, sie bestand aus Hunderten von Vögeln, die sich schwarz vor dem Himmel abhoben. Dryan begann, einen Schutzzauber zu wirken und Will, der die Bedrohung auch erkannt hatte, griff nach Kegels Schwert, um rechtzeitig einen Feuerball lossenden zu können.
Telsek räusperte sich. „Laßt das, sind Chaktas. Wenn ihr höflich seid, werden sie es auch sein. Ich habe bloß noch nie so viele auf einmal gesehen. Da liegt etwas in der Luft, etwas Großes. Setzt euch und bleibt ruhig."
Die drei Freunde setzten sich ins Gras. Dryan zündete ein kleines Feuer an, indem er ein paar Büschel trockenen Grases mit einem Fingerschnipsen in Brand steckte. Es sah fast wie ein ganz normales Abendessen aus, doch die Nervosität der Gruppe lag wie ein Summen in der Luft. Alle drei starrten wie gebannt in Richtung der Wolke, von der sich einige Vögel lösten und auf sie zuflogen. Der Rest des Schwarms bog nach Norden ab.
Mit rauschenden Flügeln setzten die acht Chaktas zur Landung an. Aus der Nähe war endlich zu erkennen, daß sie nicht ganz blauschwarz wie Raben waren, denen sie aus der Entfernung und gegen den Himmel sehr ähnlich sahen, sondern daß ihre Federn goldene Sprenkel hatten und die Flügelspitzen in tiefem Dunkelrot glänzten.
Telsek erhob sich und breitete die Arme aus. „Ich grüße Euch." Dann sah er hilfesuchend zu seinen Kameraden herunter. Umgangsformen waren nicht seine Stärke, dafür wußte er mehr über die Tiere Barsaives als Dryan und Will zusammen. Auch Will stand auf und verbeugte sich leicht vor den großen Vögeln, die abwartend ein paar Schritt entfernt standen und ihn mit schwarzen, glänzenden Augen ansahen. Dryan, der Diplomat, kam sich zwar etwas eigenartig vor, wenn er mit Vögeln redete, aber auch er verneigte sich. „Dürfen wir Euch zum Essen einladen? Wir würden gerne unseren Proviant mit Euch teilen."
Der größte der Vögel, der der Anführer der kleinen Gruppe zu sein schien, nickte. „Herzlichen Dank, Reisende. Wir nehmen Eure Einladung gerne an." Die Stimme des Vogels erklang direkt in ihren Köpfen. Sein großer schwarzer Schnabel bewegte sich nicht. Die Chaktas hüpften auf das Feuer zu und hockten sich zwischen die Gefährten.
Will nahm das Brot aus dem Rucksack und verteilte es an die Vögel und seine Freunde, ebenso das Trockenfleisch und die Früchte. Das war das Essen für eine Woche, dachte der Obsidianer, aber er sagte nichts. Telseks kurze Bemerkung ließ vermuten, daß es gefährlich sein könnte, wenn er die geflügelten Gäste verärgerte. Und ihre telepathischen Fähigkeiten waren ein sicheres Zeichen dafür, daß sie Magie verwenden konnten.
Nach einiger Zeit wirkten die Stimmen in ihren Köpfen nicht mehr so irritierend. Es wurde ein ganz normales freundschaftliches Gespräch zwischen Reisenden, die sich auf einem langen Weg getroffen hatten und gemeinsam zu Abend aßen. Die Chaktas hörten sich die Erzählungen von Will, Dryan und Telsek an und berichteten von ihren Erlebnissen.
Es war fast Mitternacht, als sich die Vögel verabschiedeten. In der letzten Stunde hatten die Chaktas den Abenteurern die wichtigsten Dinge über ihren weiteren Weg gesagt. Die großen Vögel kamen weit herum und kannten die Umgebung gut. Sie bestätigten die Aussage des Auftraggebers der Gruppe, daß keine größeren Gefahren in der Richtung lauerten, außer vielleicht ein paar Gruppen von Orkbrennern, die an den Rändern der Throalischen Berge auf unvorsichtige Händler lauerten. Dennoch hatte Telsek mit seiner Vermutung recht. Die Chaktas schlossen sich zu großen Schwärmen zusammen, weil sie instinktiv eine Bedrohung spürten, die für Namensgeber noch nicht zu greifen war.
„Vielleicht haben die Schatzgräber in Parlainth irgend etwas ausgegraben und ein paar böse Geister streifen durch die Lande. Oder jemand hat einen Drachen verärgert und seine Wut erzeugt diese Schwingungen." Die helle Gedankenstimme des großen Vogels klang besorgt. „Aber ich denke, daß das für Euch nicht von Wichtigkeit ist. Es riecht nach etwas Großem und Ihr habt nur eine kleine Besorgung zu erledigen."

Am nächsten Morgen machten sich die drei schon kurz nach Sonnenaufgang auf den Weg. Telsek brummte zwar etwas von zu wenig Schlaf, aber Will und Dryan kannten das schon und ließen ihn einfach vor sich hin grummeln. Der Troll würde sich am liebsten vor jeder Nachtwache drücken, nur um ein paar Stunden länger in seine Decke gewickelt träumen zu können. Aber trotz der Nörgelei war er doch immer seinen Pflichten nachgekommen und er wußte auch, daß sie sich keine lange Pause gönnen konnten, wenn sie ihren Auftrag rechtzeitig erfüllen wollten. Will inspizierte die von den Chaktas geplünderten Vorräte.
Dryan seufzte. „Das ist nun einmal der Preis für Informationen. Ich hoffe bloß, daß wir nicht allzu viel Zeit verlieren, wenn wir etwas zu Essen besorgen müssen. Nach allem, was wir wissen und was uns die Vögel gesagt haben, gibt es kein Dorf zwischen Märkteburg und den Scytha-Bergen." Er holte tief Luft. „Was soll's. Wir haben schon Schlimmeres durchgestanden. Und im Notfall muß ich eben doch ein bißchen zaubern." Mit diesen Worten schwang er sich sein Bündel auf den Rücken und marschierte los.
Will grinste. Er wußte, daß einfach loszugehen die beste Methode war, Telsek aus seinen Betrachtungen über die Ungerechtigkeit des Lebens zu reißen. Und er hatte recht: Ohne ein weiteres Wort schloß sich der Krieger dem Magier an. Mit einigen langen Schritten überholte der Obsidianer seine Freunde und führte die kleine Gruppe weiter nach Norden.

Nach dem kurzen und kalten Mittagsmahl waren die Gefährten noch nicht lange unterwegs, als von fern ein Geräusch zu ihnen drang.
„Zaumzeug von großen Reittieren." Telsek hatte das leise Klingeln als erster eingeordnet. „Gedämpft. Tundrabestien, würde ich sagen. Das scheinen Orkbrenner vor uns zu sein." Will nickte. „Du hast wahrscheinlich recht. Laß uns anhalten. Noch haben wir etwas Zeit, bis sie uns erreicht haben. Was tun wir?"
„Abwarten. Vielleicht kommen wir um eine Auseinandersetzung herum. Wir haben uns nun schon so oft mit Banditen dieses Kalibers herumgeprügelt, vielleicht geht es auch mal ohne Kampf. Und wenn nicht - ich denke, wir kommen mit dem Problem klar." Dryan sah Will und Telsek an.
Der Troll lächelte breit und zeigte dabei seine spitzen Zähne. „In Ordnung. Aber du redest." Dann stellte er sich auf den Pfad, verschränkte die muskulösen Arme und blickte nach Norden.
Auch Will schmunzelte. „Tja, Dryan, dann laß deine Überzeugungskraft wirken. Vielleicht nehmen sie diesmal Worte statt Silber." Damit schob er den Elf vor sich und Telsek auf den Pfad und wartete.
Nach einigen Minuten waren die Geräusche deutlicher zu hören. Die schweren Hufe der Tundrabestien erschütterten den Boden. Eine Bodenwelle und das hohe Gras verbarg zwar die Tiere und ihre Reiter noch, aber Telsek konnte ihre Anzahl trotzdem auf zehn bestimmen. Das stellte keine ernsthafte Gefahr für die drei dar, aber dennoch hatten sie schon zu Beginn ihrer gemeinsamen Reisen festgestellt, daß keiner von ihnen sinnloses Blutvergießen liebte. Allerdings war fraglich, ob die Orkbrenner, die die Umgebung aller Handelswege als Räuber und Wegelagerer unsicher machten, sich irgendwie ablenken ließen. Bisher war es immer zu Kämpfen gekommen, wenn die Gefährten auf eine dieser Banden gestoßen und nicht bereit waren, einen Wegezoll zu bezahlen. Und Flucht - nein, das kam nicht in Frage. Das waren sie ihrem Ruf als Abenteurer mittlerweile schuldig.
Der erste Reiter tauchte auf dem Pfad auf und zügelte seine Tundrabestie. Das schwere Tier kam nur langsam zum Stehen. Als es endlich anhielt, berührte der zottige Schädel fast Dryans Gesicht. Der Elf hatte mit keiner Wimper gezuckt, obwohl er nicht sicher gewesen war, daß ihn die Tundrabestie nicht überrannte. Doch die Tiere waren seiner Erfahrung nach oft vorsichtiger als ihre Reiter.
Der Anführer der Brennerbande schien enttäuscht zu sein, daß sein Auftritt so wenig Eindruck auf die Gefährten gemacht hatte. Der Hochmut, der vorher auf seinem Gesicht gelegen hatte, wich einem ärgerlichen Ausdruck.
„Halt!" brüllte er. Als ihm einfiel, daß sich die drei Männer vor ihm gar nicht bewegt hatten, drehte er sich um und hob seine Lanze, um den Eindruck zu erwecken, daß er seine Bande gemeint hatte, die ihre Tundrabestien jedoch ein paar Schritte hinter ihm angehalten hatten.
Die ganze Szene wirkte so aufgesetzt, daß sich Dryan nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnte. Telseks Mundwinkel zogen sich nach oben, so daß seine Eckzähne noch gefährlicher wirkten als sonst. Nur Will schaffte es, seinen völlig ausdruckslosen Gesichtsausdruck zu bewahren.
Als sich der Anführer wieder zu seinen Opfern umwandte, hatte sich Telsek wieder gefangen und blickte gelangweilt zu Boden. Dryan hatte ein verbindliches Lächeln aufgesetzt und breitete die Arme aus, die Handflächen nach oben, um zu zeigen, daß er keine Waffe trug. „Seid gegrüßt, edle Krieger!"
Wieder hatte der Troll Mühe, nicht laut loszuprusten. So hatte man nicht einmal seinen Lehrmeister angesprochen und auf den hätte der Ausdruck sicher gepaßt. Diesen abgerissenen Ork edel zu nennen... Auf so eine Idee konnte bloß dieser verrückte Elf kommen. Irgendwann würde ihm jemand seine spitzen Ohren abschneiden. Selbst Wills Mundwinkel zuckten belustigt, obwohl der Obsidianer sonst über eine geradezu steinerne Selbstbeherrschung verfügte. Aber auch er fragte sich, ob Dryan den Bogen diesmal nicht überspannt hatte.
Für einige Sekunden war der Anführer der Banditen sprachlos. Mit offenem Mund sah er sich verunsichert zu seinen Kumpanen um. Diese schienen jedoch auch kein Gespür für Ironie zu haben, zumal Dryan es wirklich schaffte, nicht im geringsten spöttisch zu wirken. In die Gesichter der Orks trat Stolz und einige richteten sich in ihren Sätteln auf. Zum Glück achteten sie nicht auf die Grimassen, die Telsek und Will schnitten, sondern nur auf den Elf, der scheinbar sehr beeindruckt eine formvollendete Verbeugung vollführte.
Sichtlich geschmeichelt beugte sich der Anführer zu ihm herunter. „Wir Euch grüßen auch." Es fiel ihm offensichtlich schwer, so lange und vor allem höfliche Sätze zu formulieren. Der narbige Ork fiel auch sofort zurück in seine gewöhnliche Sprechweise. „Geld her, sonst tot seid!" bellte er mit befehlsgewohnter Stimme. Die Reaktion seiner Opfer irritierte ihn sichtlich. Als nämlich der Elf wieder zu einer Verneigung ansetzte, hielt es Telsek nicht mehr aus. Er schüttelte sich vor Lachen.
Damit waren Dryans Bemühungen einer friedlichen Regelung zunichte. Mit Kampfgebrüll und eingelegten Lanzen stürmten die Orkbrenner auf die Abenteurer zu. Dryan trat sofort einen Schritt zurück und ließ Telsek nach vorn, der trotz seines ununterdrückbaren Lachens sofort in Kampfstellung ging. Der Troll schwang die schwere Axt wirbelnd um seinen Kopf und traf der Anführer der Orkbrenner hart gegen den Helm. Der Ork ließ die Lanze fallen und rutschte von der Tundrabestie. Das Tier konnte ebensowenig gut beschleunigen wie bremsen, so daß Telsek ohne Probleme ausweichen konnte. Er drehte sich nicht mehr um, als die Tundrabestie an ihm vorbei war, denn er wußte, daß sie ohne die Befehle eines Reiters sofort in die Wildnis verschwinden würde. Insgeheim wünschte der Troll ihr viel Glück und genug Orientierungsvermögen, um in ihre Heimat im Norden zurückzufinden.
Die anderen Reiter waren inzwischen näher gekommen. Der Sturz ihres Führers hatte sie nicht erschreckt, sondern nur noch wütender gemacht. Außerdem glaubten sie sich durch ihre dreifache Überzahl überlegen.
Ein paar schlecht gezielte Dolche flogen an Will vorbei, der sich jedoch nicht ablenken ließ. Er hatte Kegels Schwert gehoben und zu ihrem großen Erstaunen stellten die Banditen fest, daß das schäbige Kurzschwert, das in der mächtigen Hand des Obsidianers wie ein harmloses Spielzeug wirkte, an den Kanten begann aufzuglühen und sich an der Spitze eine Flamme bildete. Mit einer knappen Handbewegung erzeugte der Elementarist daraus einem Feuerball, der vier der Orks von ihren Reittieren fegte und diesen das zottige Fell versengte. Die Tundrabestien heulten vor Schmerz und Schreck auf. Obwohl sie gezähmt waren, fürchteten sich die Tiere maßlos vor Feuer. Zwei weitere Orks wurden abgeworfen. Dryan hatte inzwischen seinen Zauber vollendet und die restlichen Banditen wurden von einem Schneesturm in die Höhe gerissen. Der eisige Wind nahm ihnen den Atem und scharfkantige Eisstücke wirbelten wie Wurfsterne um sie herum.
Dann war es vorüber. Der Kampf hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Die Orkbrenner lagen bewußtlos oder verwundet und erstarrt vor Angst im Umkreis. Einer raffte sich noch einmal auf und stürzte mit erhobenem Schwert auf die Gefährten zu, das Gesicht von Wut verzerrt. Er hatte nicht einmal gemerkt, daß seine Klinge beim Sturz zerbrochen war und er nur noch den Griff in der Hand hielt. Für Telsek war es nur eine einzige fließende Bewegung, auf ihn zuzuspringen und mit einem gezielten Faustschlag zwischen die Augen zu Boden zu strecken.
Dann sah sich der Troll nach den Tundrabestien um, denn die Orks bildeten ihre Reittiere oft auch zum Kampf aus und wenn eines in Panik angriff, konnte es noch einmal gefährlich werden. Jedoch waren die Bestien verschreckt, daß von ihnen nur noch eine Staubwolke zu sehen war, die im Südwesten verschwand. Vielleicht würden sie, wenn sie sich beruhigt hatten, zusammenbleiben und eine kleine Herde in der Ebene gründen. Abseits der Handelsstraßen würden sie lange ihre Ruhe haben.
Als sich Telsek wieder zu seinen Gefährten umwandte, waren diese schon damit beschäftigt, den Orks die Waffen und Rüstungen abzunehmen und ihre schlimmsten Wunden zu verbinden. Telsek trug mit Will die Banditen in eine kleine geschützte Senke abseits des Weges. Dryan, der sich nicht gerade zartfühlend um ein paar Brandwunden eines Orks kümmerte, sah zu dem Krieger auf, der an ihm vorbeikam.
„Du unsensibler, großmäuliger, primitiver, hirnloser Dummkopf von einem Troll!" schrie er und sprang auf. Telsek wich zurück, als der Elf mit erhobenen Fäusten auf ihn zustürzte. So wütend hatte der Troll den Magier noch nie erlebt. „Kannst du nicht einmal versuchen, dich wie ein zivilisiertes Wesen zu benehmen?" Dryan schlug mit beiden Fäusten gegen die breite Brust Telseks. „Ich könnte dich..." Dem redegewandten Magier fehlten die Worte. Wieder versuchte er auf Telsek einzuschlagen, doch der Troll hielt ihn an den Handgelenken fest. „Laß das. Du hättest dich mal hören sollen. Edle Krieger." Wieder stahl sich das verräterische Grinsen auf seine Lippen. Will, der bisher nicht eingegriffen hatte, trat heran und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. „Telsek hat recht", meinte er beschwichtigend. „Wenn du als theranischer Adliger anfängst, dich vor Orks zu verbeugen... Beim nächsten Wort hätte ich mich auch nicht mehr beherrschen können. Warne uns das nächste Mal einfach, wenn du dich bei jemandem einschleimen willst. Dann werden wir an etwas ganz Trauriges denken. Aber das war auch ein Bild für die Passionen. Hast du die Gesichter gesehen?"
Will kicherte, was bei einem Obsidianer etwas albern wirkte. Dryan sah für einen Moment verwirrt aus, aber schließlich mußte auch ihm die Komik der Situation vor dem Kampf klargeworden sein. Er ließ die Fäuste sinken und schüttelte lächelnd den Kopf. „In Ordnung, ihr habt recht. Ich wollte die Jungs einwickeln. Hätte ja klappen können..."
Die drei machten sich wieder an die Arbeit. Vier der Orks waren wieder bei Bewußtsein, wagten aber kein Wort und keine Bewegung. Telsek und Will zerstörten methodisch die Waffen und Rüstungen und Dryan leerte die Taschen. Viel kam an Beute nicht zusammen, der Brennertrupp schien in letzter Zeit nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Ein paar Silberstücke und etwas billiger Schmuck, mehr war nicht zu holen. Allerdings war nicht zu erwarten, daß die Orks aus der Niederlage lernen und einen ehrlichen Beruf ergreifen würden. Vielleicht aber nahmen sie die Erfahrung mit, daß eine Gruppe in Unterzahl und vor allem kleine Männer in langen Roben nicht immer ungefährlich waren.

Am späten Abend waren die Gefährten schon einige Meilen entfernt und beschlossen zu rasten. Sie waren trotz der Dunkelheit noch nach Sonnenuntergang weitergelaufen, um ihren Zeitplan möglichst gut einzuhalten, falls noch mehr solcher Zwischenfälle vorkommen sollten. Telsek lieh sich den Lichtquarz des Magiers und versuchte etwas Holz zu finden. Zum Glück wuchsen auf der weiten Ebene immer wieder ein paar verkümmerte Sträucher, so daß er schon bald mit einem Arm voll dorniger Zweige zurückkam. Dryan und Will hatten währenddessen die Decken ausgerollt und die geschrumpften Vorräte herausgeholt. Irgendwann in den nächsten Tagen mußten sie eine Nahrungsquelle finden. Oder aber Dryan mußte eines seiner berühmten Pflanzenmenüs zusammenzau-bern, allerdings wußte er, daß Telsek lieber gejagt hätte statt sich auf Magie zu verlassen.
Sie zündeten ein kleines Feuer an und aßen ihr Abendbrot. Dann legten sie sich auf die Decken und redeten noch ein wenig. Nach kurzer Zeit drehten sich die Gespräche wieder um das Kästchen und ihren merkwürdigen Auftrag.
„Ich möchte wirklich zu gern wissen, was es enthält", meinte Will. „Wenn man es nur öffnen könnte! Selbst die Chaktas waren sich ganz sicher, daß es nicht gefährlich, nur eigenartig ist."
Telsek nickte. „Stimmt. Und die Vögel irren sich nur selten."
Auch Dryan war neugierig. Es zog das graue Bündel aus dem Beutel und stellte es vor sich auf den Boden. Wieder hatte er das Gefühl, daß das Kästchen, je dichter es dem Boden kam, immer schwerer wurde. Nicht einmal massives Orichalkum konnte so schwer sein. Der Elf schlug das Tuch zurück, beugte sich über den schwarzen Kasten, der wieder begann, sich mit Reif zu überziehen und hielt den Lichtquarz dicht an die Oberfläche. So glatt sie auch erschien, reflektierte sie das Licht jedoch gar nicht. Plötzlich richtete er sich auf. „Gebt mir etwas Schmales, Stabiles. Es scheint doch einen Spalt zu geben, der unter dem Reif kaum auffällt. Dünn wie ein Haar, aber vielleicht bekommen wir es trotzdem auf."
Telsek reichte dem Elf die Axt, deren Schneide er wie immer rasiermesserscharf geschliffen hatte. Der Magier legte das graue Tuch über das Kästchen, um es festhalten zu können und versuchte, mit der unhandlichen Waffe in den dünnen Spalt zu gelangen. Will bot ihm Hilfe an, die Dryan dankend annahm. Die Axt war einfach zu groß für ihn.
Geschickt fuhr der Obsidianer mit der Schneide an der Seite des Kästchens entlang. Das Metall schob sich plötzlich hinein und mit einem ohrenbetäubenden Schlag teilte sich der schwarze Quader in zwei Hälften. Heulend brach ein Wind los, als mit unglaublicher Geschwindigkeit Luft in das Kästchen gesaugt wurde, dann Gras, Sand und kleine Steine. Der Sturm zerrte an den Gewändern und Decken und schien immer stärker zu werden. Will war klar, daß die Gefahr bestand, daß sie selber in dem bodenlosen schwarzen Viereck verschwinden würden, warf sich auf das Kästchen und schlug mit größter Kraftanstrengung den Deckel wieder zu. Augenblicklich legte sich der Wind.
„Was war das?" fragte Telsek mit zitternder Stimme. Dryan entzündete mit einem Schnipsen das Feuer, das verloschen war. Auch er war so erschüttert, daß erst beim dritten Versuch ein Funken aus seinen Fingerspitzen sprang. Er murmelte ein altes theranisches Schimpfwort vor sich hin.
Will saß zusammengesunken neben dem Kästchen und schwieg. Erst als das Feuer wieder aufloderte, sahen die beiden anderen, was mit ihm los war: Seine Handfläche bestand nur noch aus rohem Fleisch. Die Finger sahen so steif aus, als würden sie bei der geringsten Bewegung abbrechen. Obsidianer können nicht blaß werden, trotzdem sah Will aus, als würde er jeden Augenblick das Bewußtsein verlieren. Er atmete schwer und schwankte im Sitzen.
Telsek sprang auf und stellte sich hinter ihn. Er hielt ihn an den Schultern, daß er nicht ganz umsinken konnte. Währenddessen holte Dryan das Verbandszeug aus seinem Rucksack. Geschickt und vorsichtig trug er die Heilsalbe auf Wills Hand auf und verband sie. Dann nahm er die Hand seines Freundes zwischen die seinen und versuchte, ihm seine Wärme zu übertragen. Er wußte, daß sich der Elementarist ohne Probleme innerhalb einiger Stunden heilen konnte, aber dazu mußte er bei Bewußtsein sein.
Die Behandlung und Telseks Unterstützung schienen Erfolg zu haben. Will richtete sich auf, seine Augen wurden wieder klar. Er hatte immer noch Schmerzen, aber inzwischen war er wieder in der Lage, sie selbst zu kontrollieren.
„Danke", sagte er mit tonloser Stimme. „Seid mir nicht böse, aber ich muß ein paar Stunden schlafen. Könnt ihr meine Wache übernehmen?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, rollte er sich auf seiner Decke zusammen. Seine Freunde hörten ihn noch ein paar Gebete an Garlen murmeln, dann war er tief und fest eingeschlafen.
„Klar können wir", sagte Telsek leise, um Will nicht zu wecken. Dann sah er Dryan an. „Die erste oder die zweite?"
„Ich nehme die zweite, dann spare ich mir dein Meckern beim Wecken", erwiderte Dryan. Der Troll drohte ihm scherzhaft mit der Faust.
„In Ordnung, Spitzohr. Aber wehe, du stehst nicht auf." Damit entfernte sich der Troll ein paar Schritte und stellte seinen Blick auf Infrarotsicht um, die Hand am Griff der breiten Axt. Der Magier wickelte sich ebenfalls in seine Decke und schlief fast augenblicklich ein.
Das Feuer war lange heruntergebrannt und der Mond fast untergegangen, als der Elf aus dem Schlaf hochschreckte. Telsek hockte neben seinem Lager und berührte ihn leicht an der Schulter. Das vorsichtige Verhalten des Kriegers ließ Dryan sofort hellwach werden. „Da draußen ist was!", flüsterte Telsek. „Aber das... es lebt nicht."
„Wie meinst du das?", wisperte Will, der ebenfalls aufgewacht war. Er schien sich vollständig erholt zu haben. Ohne ein Geräusch bewegte er sich auf alle Vieren zu seinen kauernden Freunden herüber.
„Keine Wärme." Telsek zuckte die Schultern, dann wurde ihm bewußt, daß niemand die Bewegung sehen konnte. „Jemand oder etwas bewegt sich auf uns zu. Aber ich sehe nichts, spüre es nur."
Dryan ließ seinen Blick durch die Umgebung streifen. Auch die kleinste Menge Licht reichte ihm aus, um etwas zu erkennen. Aber im Gras war keine Bewegung zu erkennen. Ruhig und friedlich lag die Ebene in der Nacht, von den Bergen im Osten schien keine Bedrohung auszugehen. Doch Telseks Instinkte hatten ihn bisher nie getrogen. Da mußte etwas sein.
Der Magier musterte noch einmal die Landschaft - nichts. Bis auf ... da, im Nordwesten, vielleicht sechzig Schritte entfernt, glaubte der Magier, eine Bewegung im Augenwinkel wahrzunehmen. Aber da lag nur ein Stein. Dryan hatte sich wohl getäuscht.
Der Obsidianer saß mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Der Astralraum in der Umgebung des Lagers sah so gewöhnlich wie möglich aus. Aber Will wußte, daß sein Wahrnehmungsradius beschränkt war. Und er hatte so ein Gefühl... Ganz am Rande war etwas, nicht greifbar, jedoch vorhanden.
Der Elementarist kehrte in die reale Welt zurück. „Wir müssen etwas unternehmen", raunte er. „Wenn wir noch länger abwarten, wird uns das da draußen einfach überrollen. Ich weiß auch nicht, was es ist, aber es ist gefährlich."
In diesem Moment hörte es alle drei: Ein leises Pfeifen oder Zischen, das sich schnell von allen Seiten gleichzeitig näherte.
Mit erprobter Geschwindigkeit stellten sich die Gefährten auf den Kampf ein. Die Rücken zueinander, die Waffen erhoben, warteten sie auf ihren unsichtbaren Feind. Will schoß einen ungezielten Feuerball in die Nacht, um wenigstens einen Blick auf die Angreifer werfen zu können.
Im roten Licht wurden unförmige graue Gestalten sichtbar, die beim ersten Anblick wirklich Felsen sein konnten, die im weiten Kreis um die Abenteurer verteilt waren. Aber sie bewegten sich. Erst beim Aufflammen den Lichtblitzes hielten sie in ihrer wälzenden Bewegung auf die Männer zu inne. Dryan riß den Lichtquarz aus dem Rucksack. Das Licht reichte zwar nicht weit, aber die unförmigen Dinger auf der Ebene schienen die Helligkeit zu fürchten. Sie entfernten sich langsam und das eigenartige Zischen klang enttäuscht. Nach einigen weiteren Feuerbällen war von ihnen nichts mehr zu sehen oder zu hören.
Die Gefährten atmeten auf. Keiner von ihnen wußte, was geschehen war, aber das Gefühl der Bedrohung war verschwunden. Will war am Ende seiner Kraft und ließ sich schwer auf sein Lager fallen. Er war noch nicht völlig wiederhergestellt und die Nutzung der Macht des magischen Schwertes hatte ihren Preis.
Auch Telsek war erschöpft. Er sah fast mitleiderregend zu Dryan hinunter. „Kannst du jetzt übernehmen?", fragte er. „Ja, mein Freund, schlaf ruhig noch ein wenig. Ich komme schon klar. Ich kann sowieso nicht schlafen, muß noch nachdenken. Wenn die... Dinger wiederkommen, wecke ich euch." Telsek bedankte sich und schlief kurz darauf tief und fest.

Am Morgen schien die unheimliche Begegnung ihren Schrecken verloren zu haben. Vielleicht waren die Freunde nur nervös wegen des Kästchens und sahen schon Gespenster. Telsek schimpfte wie gewöhnlich vor sich hin. Will sah sich seine Hand genau an, aber die Wunde war völlig verheilt und die Kälte hatte keine bleibenden Schäden hinterlassen. Im Stillen dankte der Obsidianer Garlen für die Fähigkeit, sich so schnell regenerieren zu können.
Dryan hatte sein Gepäck zusammengeräumt und setzte sich in das taufeuchte Gras. „Ich denke, wir sollten uns noch kurz unterhalten, bevor wir aufbrechen." Sein Ton und sein Gesicht waren ernster als sonst. Telsek unterbrach seine Ansprache an die Passionen, in der er gerade um eine Verlängerung der Nacht gebeten hatte und nahm gegenüber des Magiers Platz. Will trat zu den beiden und legte sein Bündel ab, blieb allerdings stehen. Mit der aufgehenden Sonne im Rücken wirkte der große Obsidianer wie eine Statue.
Der Elf räusperte sich. „Das Kästchen - wir müssen uns überlegen, was mir damit tun. Inzwischen habe ich nicht übel Lust, es irgendwo ganz tief zu vergraben und die ganze Sache zu vergessen. Daß wir es geöffnet haben - gut, es war meine Idee, aber es war ein Fehler. Ich weiß immer noch nicht, was das ist, was darin ist, aber ich denke, es ist so eine Art Portal. Wie es aussieht, führt es ins Nichts. Ich habe keine Ahnung, wo wir gelandet wären, wenn du nicht so schnell reagiert hättest."
Will lächelte. Das war aus dem Mund des Elfen eine fast überschwengliche Danksagung. Dryan fuhr fort: „Außerdem nehme ich an, daß diese eigenartigen Gestalten heute nacht durch meine Unvorsichtigkeit angelockt worden. Was meint ihr, sollen wir es lassen?"
„Blödsinn!" Will schüttelte den Kopf. „Willst du jetzt ernsthaft aufgeben? Die Wesen von heute nacht ließen sich so einfach mit ein bißchen Licht vertreiben und wenn du recht hast, bleiben sie uns vom Hals, solange wir die Kiste geschlossen lassen. Wir haben schon schwierigere Situationen überstanden. Außerdem bin ich langsam auf den Empfänger der Sendung neugierig. Was will ein Dorfzauberer mit einem Dimensionstor? Vielleicht steckt da mehr dahinter, als wir annehmen. Wenn wir das Ding vergraben, wird es garantiert irgendwann von jemandem gefunden, der noch mehr Schaden anrichtet als wir. Ich habe so etwas lieber unter Kontrolle." Der Obsidianer sah fast trotzig auf Dryan hinunter, die Arme verschränkt.
Der Magier lächelte erleichtert zu seinem Freund hoch. „Du hast recht. Danke. Ich glaube, ich brauchte nur jemanden, der mir Mut macht. Ich habe nämlich wirklich ein mulmiges Gefühl." Dann sah er sich nach Telsek um, der bisher geschwiegen hatte. „Was denkst du?", fragte er.
Der Troll räusperte sich und wartete einige Augenblicke mit der Antwort. „Wir gehen weiter. Aber verflucht vorsichtig."
Telsek verschwieg seinen Gefährten, was er vermutete, nachdem er sich im Morgengrauen die Spuren ihrer nächtlichen Besucher angesehen hatte. Die Wesen, die kaum sichtbare Schleifspuren hinterlassen hatten, waren nicht planlos geflohen, sondern hatten sich geordnet und absichtlich zurückgezogen. Vielleicht sollte das kein Angriff sein. Vielleicht eher eine gezielte Drohung oder Einschüchterung. Und vielleicht hatten sie ihr Ziel erreicht. Vielleicht...



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