So leid es Mer tut, aber so etwas wie die "reine Magie" anderer Welten gibt es auf Âzârâïs nicht. Allerdings gibt es ja auch einige Leute, die behaupten, daß Magie und Physik das Gleiche sind. (Oder, wie Mer sich gerade sagen lassen hat: "Magie ist Physik ohne ersten und zweiten Hauptsatz …") Kurz und gut: Alle Spezialfähigkeiten, die den Ringen zur Verfügung stehen, haben einen handfesten Hintergrund, der vor allem auf den Möglichkeiten von Klängen und Bewegungen beruhen. Für Nichteingeweihte mag es sicherlich wie Magie wirken, wenn ein Vulkantänzer mitten in den Schneefeldern der Eisigen Drei ein riesiges Feuer scheinbar aus dem Nichts beschwört, aber das ist nur eine Frage der Beeinflussung von Atomen und Molekülen. Ebenso ist das Erscheinen eines Geisterreiters auf den Ruf eines Sängers ein Echo eines einstmals wirklich existierenden Singenden. Usw. usf. Da alle intelligenten Wesen auf Âzârâïs in gewissem Maße zu dieser Art der Beeinflussung der Umgebung in der Lage sind, ist das Staunen über solche Dinge jedoch nicht so groß wie es anderswo wäre. Trotzdem verleiht die Ringzugehörigkeit eine ziemliche Portion Macht, die gewaltig und erschreckend sein kann. (Für einen mittelalterlichen Menschen ist ein Flugzeug sicher auch hochmagisch.) Jede Fähigkeit und Ringfähigkeit hat jedenfalls eine ziemlich "materielle" Begründung, die andere besser erklärt haben, als Mer es je könnte. Deshalb die Anfangszitate. Die ursprüngliche Art der Beeinflussung ist die Tonerzeugung und damit die Fähigkeit zu "singen". (Ein sauberer Ton, in der richtigen Höhe gesungen, läßt ein Weinglas zerspringen. Mit der richtigen Trommelfrequenz kann man den Herzschlag eines Menschen beschleunigen oder verlangsamen. Mit ein wenig Rhythmusgefühl kann man sich selbst in Trance tanzen.) Auf Âzârâïs wird das Ganze auf die Spitze getrieben. Mit Tönen und Rhythmen, Tänzen und Bewegungen läßt sich fast alles erreichen, was denkbar ist; dabei wird allerdings nichts gänzlich neu geschaffen oder verschwindet einfach. Sobald ein Wesen in der Lage ist, irgendetwas "absichtlich" zu beeinflussen, verdient es die Bezeichnung "Singender", selbst wenn es eine andere Form der Klangbildung wählt. Und im Laufe der Jahrtausende sind Instrumente gebaut, selbst kleine Hand- oder Greifzangenbewegungen perfektioniert und ganze Städte aus Tanz gebaut worden. Der Vorteil ist: Es gibt keine besonderen "Auserwählten", die Musik ist keine Geheimwissenschaft. Die Ringe haben nur ganz spezielle Fähigkeiten entwickelt, die (unter besonderen Umständen) sogar von anderen Singenden kopiert werden können. Allerdings ist das "Singen" trotz alledem anstrengend und man sollte sich spezialisieren, vor allem, wenn man es gut machen will. Und wahrscheinlich ist nur die Almal alt und klug genug, sich alle Gesänge und Tänze zu merken (falls es sie interessiert). Nun gut, da Mer nicht gern sinnlos über Begriffsbildung diskutiert: Nennt es ruhig Magie. |
||